Maria Kessing
Nur die Harten kommen in den Garten -
und in den Rat. Im Auge des (Wahlkampf-)Orkans brauchen die
Kandidaten gute Nerven, viel Kraft und Ausdauer.
Manche Kandidaten nehmen den
Stimmenfang auch ganz sportlich. So wie die Linken, die nicht hoch
auf dem gelben Wagen wie dereinst Alt-Bundespräsident Walter Scheel,
sondern lieber hoch auf dem roten Radl für sich werben Aber wehe,
wehe! Wenn ich auf das Ende im Krankenhaus sehe. Zur Gehirnwäsche?
Nein, weit gefehlt.
Das kommt davon, werden böse Zungen
behaupten, die in diesen Tagen den Linksruck in Ahlen verteufeln,
altes Blockade-Denken aus der Mottenkiste der 1980er-Jahre holen und
die Ahlener Linken, zwei nette ältere Herren, beides ehemalige
Lehrer, einer (Wigand Busse sogar Presbyter), der andere
leidenschaftlicher Musiker, in die Ecke von Alt-Kommunisten stellen.
Und all die politischen Kräfte, die
mit diesen Linken gemeinsame Haushalts-(Sache) machen, werden als
Links-Bündnis abgestempelt, das die bürgerlichen Werte verraten
hat. Da werden sogar alte Stammtisch-Freundschaften aufgekündigt.
Ja, Politik kann zuweilen bierernst sein.
Aber dafür werden neue vertieft, auch
wenn das in diesem Fall mit schmerzhaften Folgen verbunden ist.
Denn der Kirmes-Besuch von
Linken-Ratsherr Reiner Jenkel hatte Folgen, aber nicht weil das vom
Bürgermeister angestochene Fass Bier warm war.
Nein, der leidenschaftliche Radfahrer
Jenkel ließ sich vom Fraktionsvorsitzenden der Freien Wähler,
Heinrich Artmann, zu einem Ausflug am 1. Mai in den schönsten
südlichen Ortsteil Ahlens überreden. Am Tiefenbach vertiefte man in
lauschiger Maiennacht das neue „Links-Bündnis“, stimmte am
Klavier das ein oder andere Maien-Liedchen an (die Internationale
singt Jenkel am liebsten mit Bürgermeister Benedikt Ruhmöller) bis
sich der Ratsherr wieder auf sein Rad setzte und gen Heimat
strampelte.
Wenn ihm nur nicht auf der Dolberger
Straße ein Autofahrer einen Streich gespielt hätte, der hinter ihm
fahrend nach rechts hätte abbiegen wollte, weshalb der Linke in
die Eisen ging, (das Rad hatte gerade neue Bremsbeläge erhalten)
und kopfüber auf dem Asphalt landete.
Macht nichts. Wieder aufgesessen, nach
Hause gefahren und ab ins Bett. Doch am anderen Morgen die böse
Überraschung: Er hat was abgekriegt: drei angebrochene Rippen und
ein Schlüsselbein am rechten Arm gebrochen (das Herz schlug gott sei
dank links weiter). OP muss sein, aber Politik geht vor.
Also biss Jenkel bis zur Ratssitzung am
Dienstag die Zähne zusammen und hob den linken Arm für den
Haushalt. Links-Bündnis hin oder Mehrheit her.
Mittwoch ging's dann ab ins
Krankenhaus, wo ihn der Doktor mit dem Skalpell schon erwartete.
Nun ist's vorbei mit der Wahlkämpferei!
Aber wie schon gesagt: Nur die Harten kommen in den Garten – und in
den Rat.
Spitzenartikel, gebt uns mehr davon!
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