Von unserem Redaktionsmitglied
Detlef Peter Jotzeit
Die heiße Phase des Wahlkampfs ist endgültig entbrannt.
Leserbriefe in Hülle und Fülle, Parteiveranstaltungen mit ganz „wichtigen“
Leuten, Ausschüsse, Prügel für die Verwaltung, Stellungnahmen und Meldungen.
Weit mehr als die Hälfte der Redaktionsarbeit dreht sich mittlerweile nur noch
um die Politik. Beim normalen Wahlvolk auch?
Station 1: In der letzten Bäckerei vor der Autobahn herrscht wie
jeden Samstagmorgen Gedränge. Die Leute stehen fast bis zum Radweg. Zeit genug
für einen kleinen Plausch am Rande. Über Politik? Nein, Fehlanzeige. Das
„Schitt“-Wetter steht hoch im Kurs, aber auch der Eurovision-Song-Contest mit
der bärtigen Conchita Wurst aus Österreich, die Stunden später sogar gewinnt –
warum auch immer, bietet ebenfalls
Gesprächsstoff. Aber auch die Frage, warum man mal wieder in der falschen
Schlange steht, in der es besonders
langsam vorangeht, sind Themen, die bewegen. Nicht zu vergessen die Frage, ob
Schalke gewinnt. Immerhin geht es ja darum, ob die „Königsblauen“ die
Qualifikation für die Champions League perfekt machen oder nicht.
Station 2: Im Fitnessstudio. „Hör mir auf mit Politik. Wir sind
doch nur Stimmvieh. Jetzt versprechen die uns alles, danach kümmert sich doch
keiner mehr um uns“, raunzt ein Sportkollege, zwei andere stimmen ihm zu. Thema
abgehakt, und weiter geht es auf den Steppern voran.
Hallo, sind das die mündigen Bürger, die mitbestimmen und mitgestalten
wollen? Oder ist das die oft beschworene Politikverdrossenheit?
Station 3: Einer hat doch noch den Grill angeschmissen. Dank
Heizstrahler - oh welch Umweltfrevel -
und dicker Jacke lässt es sich unter dem Abdach der Gartenhütte einigermaßen
aushalten. Aber zumindest sind hier Leute, die sich in der Vergangenheit schon
mal politisch geäußert haben. Einer davon hatte vor Jahren sogar mal damit
geliebäugelt, sich für den Rat aufstellen zu lassen. Doch Fehlanzeige. Von sich
aus schneidet niemand das Thema Kommunalwahl an. Erst nach hartnäckigem Bohren lassen
sich zwei Grillfreunde bei einem frisch gezapften Pils
doch hinreißen. Der eine, ehemals Stammwähler
einer großen Volkspartei, wählt diesmal aus Protest eine der beiden kleinen Gruppierungen -
"aber natürlich nur von den Bürgerlichen". Der andere hat seine „Pflicht und Schuldigkeit“ schon getan und im Rathaus per Briefwahl
abgestimmt. „Wie immer.“ Basta. Und das war’s in seinen Augen mit der Wahl und dem „ganzen
Gedöns“.
Und dann dominiert an diesem Abend nur noch ein wirklich wichtiges Thema die Runde: Fußball.
Respekt - Schalke hat es geschafft; der
HSV hat den Relegationsplatz gehalten und damit noch eine Chance, in der Ersten
Bundesliga zu bleiben. Nur schade, dass ich kein Fußballfan bin.
Tja, und wie geht es im Kommunalwahlkampf in Ahlen weiter? Wie
denken Sie, liebe Leserinnen und Leser, und Ihr Umfeld darüber? Sind Sie noch im Gespräch oder haben auch Sie die
Wahl schon längst abgehakt? Sagen Sie uns Ihre Meinung!
Gedanken zum Verhältnis Bürger-Verwaltung-Ausschüsse
AntwortenLöschenHat der Bürger eine Frage,
und das gibt es alle Tage,
ist bei näherer Betrachtung,
unter wohlwollender Achtung,
und der Qualität der Frage,
diese wohlgemeinte Frage,
für den Ausschuss eine Plage.
Denn dumme Fragen gibt es nicht
und der Ausschuss, der hält dicht.
Pocht der Bürger auf sein Recht,
geht es ihm in Ahlen schlecht.
Will er im Ausschuss etwas fragen,
hat nur der Herr M... etwas zu sagen.
Fragen sind hier unerwünscht...!
Bevor sich da ein Stadtrat findet,
der sich in Unkenntnis windet,
vergehen Jahre der Bedenken...,
die Ausschusszeit kann man sich schenken.
Hoch motiviertes Gremium,
reden wir jetzt nicht lang rum,
lasst doch den Bürger nicht so hängen,
lasst uns das Kind beim Namen nennen:
Liebe Bürger fragt doch nicht,
das steht Euch besser zu Gesicht,
und seht mal zu, dass Ihr verschwindet,
damit sich hier kein Stadtrat windet.
Geht zurück in Eure Strasse
und zurück in Euer Haus,
kommt doch dann nur schnell zum Wählen,
haltet Euch aus Andrem raus.
Wenn Ihr Glück habt ist die Strasse
frei von Löchern vor dem Haus,
glaubt nicht alles, was sie sagen,
die Bescheide gehn noch raus.
Elmix- BI Alles Dicht in Ahlen